Die Französischsprachschule ILA in Montpellier, an der ich momentan Französisch lerne, während ich drei Wochen in Südfrankreich bin, bietet im Laufe der Woche viele Exkursionen an. Diese schließen unter anderem Gratis-Stadtführungen, phonetische Übungen, Ausflüge innerhalb der Stadt (zum Beispiel in das städtische Aquarium) aber am Wochenende auch Exkursionen in andere Orte an. Für 40 Euro kann man einen Tagesausflug nach Nîmes, Avignon, Aix-en-Provence oder auch Carcassonne machen – je nachdem was in der betreffenden Woche angeboten wird.
Mit einigen Mitschülern beschloss ich letzte Woche, den Sonntag und die Vermittlung unserer Französischsprachschule ILA zu nutzen und einen Tagesausflug in die mittelalterliche Stadt Carcassonne zu machen. Während wir erst dachten, es wäre nur unsere Sprachschule, die am Ausflug teilnehmen würde, merkten wir am Sonntagmorgen um 9, als wir am Bahnhof eintrafen, um in den Reisebus nach Carcassonne zu steigen, das dies keinesfalls der Fall war: Es waren etwa 30 Leute unterschiedlicher Nationalitäten, die gemeinsam mit uns in den Bus in Montpellier stiegen. Sie alle waren Sprachschüler unserer und einer anderen Französischsprachschule in Montpellier, die alle die gleichen Exkursionen anbieten.
Ankunft in der französischen Festung Carcassonne
Die knapp zweistündige Busfahrt vertrieben wir uns erst mit einem Hörbuch. Kurz vor unserer Ankunft erhielten wir noch eine kurze Einführung in die Geschichte der Stadt Carcassonne, die seit dem Mittelalter besteht und sich unter verschiedenen Führungen und Religionen immer weiter entwickelte. Unser Guide, der uns all dies berichtete, war sehr bereit, auch englische Übersetzungen vieler französischer Worte zu liefern und war sehr bemüht darum, dass alle ihn verstanden. Er untermalte seine Erläuterungen außerdem immer mal wieder mit Soundeffekten, sodass man den Sinn seiner Erklärung oft noch besser verstand. Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, den normalen Französischunterricht unter der Woche mit solchen guided tours zu ergänzen, da man dort nochmal mit einem erweiterten Vokabular konfrontiert wird.
Unsere gemischte Gruppe stieg in Carcassonne etwas außerhalb der eigentlichen Festung aus dem Bus aus. Wir liefen über die städtische Brücke und dann den Hügel hoch, auf dem sich die Burg befindet, und bewunderten sie zuerst einmal von außen. Es ist eine riesige Anlage, in der heute immer noch 200 bis 300 Menschen wohnen, und deren hauptsächliche Einnahme der Tourismus ist, was auch sofort klar wurde, als man durch das nördliche (kleinere) Tor die Festung betrat. Man sah überall Restaurants und Souvenirläden, in denen Gimmicks passend zur Stadt angeboten wurden, beispielsweise Schwerter, Ritterhelme, Flaggen, Postkarten und Ähnliches. Es gibt natürlich, passend zu Südfrankreich, auch zahlreiche Cafés und Crêpestände. Typisch für Carcassonne schien auch das Eis und die Paninis zu sein, die an jeder Ecke angeboten werden.
Der Aufenthalt in der Stadt
Unser Aufenthalt in der Stadt begann mit etwa zwei Stunden Freizeit, die wir damit verbrachten, uns erst etwas zu essen zu suchen, uns dann auf Crêpes zu einigen, besagte Crêpes zu essen und dann einfach in der Stadt herumzulaufen. Wir liefen die drei Kilometer Außenwall einmal ab und genossen die Sonne und die Aussicht auf den Teil der Stadt, in dem der Großteil der 40000 Einwohner der französischen Kleinstadt wohnen. Die Stadtmauer hat einen Vorsprung, auf dem man entlanglaufen kann, und auf dem man einmal rund um die Festung gehen kann. Wir stellten fest, dass die Stadt nicht besonders groß ist und man sehr schnell die meisten der kleinen Gassen, die sich innerhalb der Festung befinden, abgelaufen hat. Dort aßen wir nach kurzer Überlegung außerdem an einem billigen Crêpestand noch einen zweiten der leckeren französischen Pfannkuchen, die in beinahe jedem Geschmack angeboten werden.
Die Besichtigung der Burg
Unsere Führung ging dann mit der Besichtigung der Kathedrale, die sehr schöne Mosaikfenster hat und insgesamt sehr beeindrucken ist, der Außenseite der Festung und der eigentlichen Burg weiter. Innerhalb dieser schauten wir erst auf Französisch einen kurzen Film über die Geschichte der Stadt an und liefen dann durch den Rest der Burg. Es gibt einen Rundgang, der in der Burg ist und an deren vielen Plattformen innerhalb und außerhalb des Gebäudes (man läuft unter anderem über die Wachtürme) man viele Informationen zum Aufbau und der Nutzung der verschiedenen Teile der Burg erhält. Diese werden auf Französisch, Englisch und Spanisch angeboten, sodass man in jedem Fall etwas mitnimmt. Man kommt außerdem durch ein Museum, in dem alte Statuen und Reliefs ausgestellt sind. Ein weiterer Rundgang führt die Touristen aus der Burg heraus auf die Alten Festungsmauern, von denen man auf die Stadt innerhalb der Festung und auf die Landschaft um die Festung herum blicken kann, die beide sehr sehenswert sind. Man erfährt außerdem weitere Details über den Aufbau der Stadt.
Rückfahrt nach Montpellier
Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann gegen 5 zurück nach Montpellier. Wie so oft merkte man erst beim Einstieg in den Bus, wie erschöpfend der Tag gewesen war, einfach weil man so viel gelaufen war, und wie dringend man sich ausruhen wollte. Zurück in Montpellier habe ich bei meiner Gastmutter noch zu Abend gegessen und bin dann froh schlafen gegangen, um für die neue Woche Französischsprachunterricht am folgenden Tag wieder fit zu sein.